Typischer Workflow im Printdesign

Erschienen am: 01.07.2020 | Erstellt von: Jacqueline Uhl

Gerade als junger Designer fragt man sich bei neuen Projekten oft, wo man eigentlich anfangen soll. Man bekommt einen neuen Auftrag zugeteilt, hat aber wenig Ahnung, welche konkreten Schritte bis zur Vollendung nötig sind. So richtig erklärt hat einem das irgendwie nie jemand. Man wünscht sich eine Anleitung um etwas mehr Struktur in den Arbeitsablauf zu bekommen. Tutorials sind oft zu spezifisch und an ein bestimmtes Beispiel angepasst. Eine allgemeingültige Checkliste findet man nicht.

Das liegt vor allem daran, dass Design seinen Charakter eher in der freien Arbeit hat. Es gibt keine Standard-Vorgehensweise, die immer funktioniert, weil jeder Designer eine individuelle Herangehensweise hat. Auch von Projekt zu Projekt kann sich diese unterscheiden, weil eben nicht für jedes Projekt jeder Schritt nötig ist.

Trotzdem wäre es manchmal hilfreich, wenn man eine Auflistung hätte, die man durchgehen kann, um sicherzustellen, dass man nichts vergisst, oder?

Typische Schritte im Printdesign-Prozess

Beim Printdesign ist es sinnvoll, sich vom „Groben“ ins „Feine“ zu arbeiten. Durch gute Vorarbeit, also Analyse und Planung, schafft man sich selbst einen klaren Rahmen. Die folgende Beschreibung eines Workflows ist keinesfalls als starre Richtlinie gemeint, sondern eher als eine Orientierungshilfe auf dem Weg zum eigenen Workflow. Einige dieser Schritte wiederholen sich während dem Prozess oder laufen auch mal parallel ab.

  1. Analyse eines Projekts Sichten des Materials
  2. Recherche zum Thema
  3. Ideenfindung
  4. Erstellen von Scribbles
  5. Festlegen von Seitenformat, Rändern etc.
  6. Schriftwahl, Farbkonzept
  7. Bildrecherche oder Bildauswahl
  8. Bildbearbeitung
  9. Illustration, Grafikerstellung
  10. Anlegen des Layout-Dokuments
  11. Anlegen des Grundlinien- und Gestaltungsrasters
  12. Anlegen von Musterseiten
  13. Definieren der Absatz-, Zeichen- und Objektformate
  14. Coverdesign
  15. Setzen der Texte und Bilder
  16. Einfügen von Schmuckelementen
  17. Korrekturphasen
  18. Feinsatz der Texte
  19. Reinzeichnung
  20. Ausgabe der Druckdatei
  21. Kontrolle

So gehen wir im Detail vor

Wir beginnen also mit der Analyse unseres Auftrags, dazu stellen wir uns einige Fragen:

Es kommt häufig vor, dass wir uns nicht alle Fragen schon am Anfang beantworten können. Wir sollten aber immer versuchen, so viele Informationen wie möglich so früh wie möglich zu erhalten. Wenn bereits Material vorliegt, schauen wir uns dieses genauer an.

Wie lang sind die Texte? Welche Struktur haben sie?
Ist eine Hierarchie erkennbar? Welche Inhaltstypen gibt es? (z. B. Überschriften, Absätze, Marginaltexte, Infoboxen)
Ist das Bildmaterial hochwertig und für den Zweck geeignet?
Welche Stimmung hat es?
Muss es noch bearbeitet werden?
Liegt bereits eine einheitliche Bildgestaltung vor, oder müssen wir prüfen ob wir diese nachträglich erzeugen können?

Wenn es nötig ist, dass wir Hintergrundwissen zum Thema haben (zum Beispiel für das Erstellen von Grafiken) und wir uns noch nicht mit dem Thema auskennen bzw. nicht wissen, was in dieser Branche üblich ist, gehört zur Vorarbeit auch noch die (Markt-) Recherche. Sollten wir noch keine Ideen im Kopf haben, versuchen wir uns etwas Inspiration, z. B. bei anderen Designern, zu holen.

Nachdem wir nun herausgefunden haben, was in etwa auf uns zukommen wird, können wir beginnen unsere Ideen in Scribbles zu erfassen. In diesen groben Skizzen versuchen wir vor Allem die Gesamtanmutung zu erfassen und nicht zu sehr ins Detail zu gehen. Wir wollen an dieser Stelle herausfinden, welche unserer Ideen am besten funktioniert. So finden wir einen guten Kompromiss zwischen Ästhetik und Pragmatik.

Die Scribbles, die uns dabei gut gefallen und sich für das Ziel eignen, können wir bei Bedarf nochmal in einer oder zwei detaillierteren Skizzen konkretisieren. Wenn möglich zeigen wir diese Scribbles und Skizzen dann schon einmal unserem Auftraggeber. Er kann so erkennen, welche Richtung wir einschlagen wollen und uns frühzeitig informieren, falls diese nicht seinen Vorstellungen entspricht.

Als nächstes definieren wir die Parameter, die noch nicht vorgegeben sind. Das heißt, dass wir uns nun Gedanken zur Schriftwahl machen, das Seitenformat festlegen und uns ein Farbkonzept überlegen. Dann recherchieren wir ggf. nach Bildmaterial, Bearbeiten Fotos und erstellen Grafiken. Anschließend definieren wir den Satzspiegel und die fixen Seitenelemente. Wenn es sich um ein mehrseitiges Dokument handelt, legen wir uns ein Grundlinienraster und ein Layoutraster an. Das hilft uns dabei, die Registerhaltigkeit zu bewahren und die Bilder und Texte schneller zu platzieren. So müssen wir nicht bei jedem neuen Element die Abstände händisch einstellen, sondern richten alle Elemente am Raster aus. Die optischen Achsen behalten wir so automatisch im Blick und auch wenn es später mal Korrekturen gibt, sind diese deutlich schneller umgesetzt. Wenn es wiederkehrende Seitentypen gibt, legen wir entsprechende Musterseiten an. Für wiederkehrende Elemente im Inhalt definieren wir Absatz-, Zeichen und Objektformate, sodass wir ein einheitliches Gesamtbild haben und uns später bei Korrekturen viel Zeit ersparen können.

Als nächstes setzen wir Texte, Bilder und weitere Elemente und layouten so alle Seiten des Produkts inklusive Cover, wenn vorhanden. Bei Bedarf ergänzen wir den vorgegebenen Inhalt um Schmuckelemente. Achtung: Weniger ist mehr, wie immer.

Wenn wir selbst mit unserem Layout zufrieden sind, überprüfen wir, ob wir wirklich alle Inhalte eingefügt und alle Anweisungen umgesetzt haben. Danach senden wir unseren Entwurf zum ersten Mal an den Kunden.

Sehr wahrscheinlich wird dieser noch Anmerkungen und Korrekturen haben, die wir – je nach Vertrag – in ein bis zwei Korrekturphasen umsetzen. Wenn die Texte freigegeben sind, erfolgt der Feinsatz und die Reinzeichnung. Das bedeutet, dass wir den Text auf Satzfehler überprüfen, ihn mikrotypografisch optimieren und das Dokument für den Druck vorbereiten. Dann geben wir die Druckdatei aus, kontrollieren diese mit einem Preflight-Check und senden sie zur finalen Freigabe an unseren Kunden. Im Anschluss kann die Druckdatei an die Druckerei gesendet und das Produkt produziert werden.

Wir haben eine Checkliste für die Reinzeichnung erstellt, die du dir hier herunterladen kannst: